Strasburg (Uckerm.) ist ein von Verlust geprägter Ort. Von einstmals über 9000 Einwohner*innen ist heute nurmehr die Hälfte übrig. Im Zuge der Wende und der Verwaltungsreform Anfang der Neunziger Jahre verlor Strasburg den Kreisstadt-Status, Poliklinik und Krankenhaus, mehrere Schulen, Betriebe wanderten ab oder wurden geschlossen. Kino, Restaurants, Cafes, Läden – das alles gibt es heute nicht mehr, nicht einmal mehr eine Bäckerei. Die Verluste drücken sich einprägsam im Stadtbild aus, in unzähligen verlassenen und verfallenen Gebäuden und Ruinen.
Was viele dieser Verluste verbindet und als besonders schmerzlich empfunden wird, ist der Verlust von Gemeinschaft. Zu DDR-Zeiten habe es, so die dominante Erzählung, ein starkes Miteinander gegeben, Zusammenhalt, Verbundenheit. In ganz praktischen, alltäglichen Angelegenheiten, aber auch im städtischen Leben: „Früher war richtig was los in Strasburg“ und „jetzt macht jeder hier sein Ding“ sind häufige zu hörende Sätze.
Diese Verlusterzählung ist für den französischen Philosophen Jean-Luc Nancy geradezu integraler Bestandteil jeder Rede über Gemeinschaft: Sie ist immer das, was es einmal gab, aber jetzt nicht mehr.
Es ist vor allem ein großer Verlust, der kommuniziert wird. Aber in dieser negativen Manier verbirgt sich und wächst das Bewusstsein des Zusammenseins. Und das öffnet eine neue Anforderung an die Welt, eine Herausforderung, der es zu antworten gilt. (Jean-Luc Nancy, in einem Interview 2007).
Wie sich das gemeinschaftliche Leben in Strasburg heute gestaltet, warum junge Menschen wieder in ihren Heimatort zurückkehren und was dieses “gebeutelte Städtchen” bräuchte, um zu neuem Leben zu erwachen, das erzählt unser Film in der Begegnung mit echten und (noch) nicht echten Strasburger/innen im Alter von 15 bis 85.